Freitag, 30. September 2011

Pressemitteilung

Arrgh ihr Freibeuter,
Wie vor einiger Zeit erwähnt, wurde ein Zeitungsartikel über unsere Dresdner Gemeinde verfasst.
Diesen Artikel zeige ich euch an diesem wunderbaren Freitag (ein Hoch auf den Altweibersommer!). Viel amüsanter als der Artikel an sich ist jedoch die Leserreaktion, welche eine Woche später erschien. Eine weitere persönliche Wertung meinerseits wird nicht erfolgen, stattdessen möchte ich euch anregen, in den Kommentaren eure Meinung kund zu tun und nach herzenslust zu diskutieren, falls es dahingehend Meinungsverschiedenheiten geben sollte.

Porträt der Woche
Haben Sie noch alle Nudeln im Topf, Herr Z*Arrgh*?

Der Maschinenbaustudent aus Dresden verehrt ein Fliegendes Spaghettimonster. Als "Pastafari Nudlus Longus" setzt er sich für die Freiheit der Religion ein.

Wie ein Religionsführer sieht dieser Nudlus Longus nun wirklich nicht aus. Der lange Schlaks trägt einen Hut, ein T-Shirt und darüber ein legeres Hemd. Außerdem ist er gerade mal 20 Jahre alt, viel zu jung für einen anständigen Guru. Und doch ist *Yarr* Z*Arrgh*, wie ihn seine Eltern nennen, so etwas wie ein religiöses Oberhaupt. Gemeinsam mit einem Freund gründete der Maschinenbaustudent vor einigen Wochen die Dresdner Gruppe der "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters". Klingt erst mal wie ein schlechter Scherz, doch es steckt mehr dahinter.

Das Fliegende Spaghettimonster ist die Gottheit einer in den USA gegründeten Religionsparodie, die heute nach eigenen Angaben weltweit einige Millionen Mitglieder hat. In Deutschland führte die KdFSM, so das offizielle Kürzel, bislang eher ein Leben im Verborgenen. In die Schlagzeilen kam die Organisation zuletzt durch einen Österreicher, der es mit einem Nudelsieb auf dem Kopf auf sein Führerscheinfoto geschafft hatte. "Das war natürlich eine lustige Aktion", sagt Nudlus. "Das hat uns auf jeden Fall geholfen." Seit der Nudelsieb-Aktion melden sich nun auch in Dresden immer mehr Leute, die zu den Spaghettimonstern konvertieren wollen.

Die Idee zu einer Dresdner Gruppe hatte Nudlus Anfang Juni, während des Deutschen Evangelischen Kirchentages, als Atheisten rund um das Filmtheater Schauburg eine "Religionsfreie Zone" einrichteten. Kurz zuvor hatte er zufällig das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters gelesen, die Bibel der Spaßreligion sozusagen. Anstelle der zehn Gebote werden darin die acht "Mir-wär's-wirklich-lieber-Du-würdest-nicht" verkündet, sagt Nudlus Longus, der sogar ein Facebookprofil mit diesem Namen hat. Eines davon lautet: "Mir wär's wirklich lieber, Du würdest nicht Multimillionendollar-Kirchen, Moscheen, Tempel, Schreine für Meine Nudlige Güte erbauen. Das Geld kann man nun wirklich sinnvoller anlegen."

Passenderweise ist der Dresdner Vereinssitz momentan mangels Alternativen der Alaunpark. Zu erkennen sind die sogenannten Pastafaris, in Anspielung auf die Rastafaris in Jamaika, an ihrem Piratenoutfit: Augenklappe, Kopftuch und Säbel. Was Piraten mit Nudeln zu tun haben? "Wir haben 95Prozent unseres Erbguts mit Affen gemeinsam, aber 99,9Prozent mit Piraten", sagt Nudlus. "Wir stammen also von Piraten ab." Die sinkende Zahl von Piraten seit Beginn des 19.Jahrhunderts sei im Übrigen auch die einzige Ursache für die globale Erwärmung. Ein eindeutiger Zusammenhang.

Wenn Nudlus Longus so vor sich hin philosophiert, dann wartet man nur darauf, wann er denn endlich losprustet. Man wartet vergeblich. Nudlus Longus ist kein alberner Mensch. Er lacht nicht mal, wenn er erklärt, dass seine Religion "eine Umtauschgarantie nach 30 Tagen" anbiete. "Wir wollen alles besser machen als die anderen Religionen", sagt er. Vor allem wollen sie nicht dogmatisch sein. "Wir haben noch nicht mal eine Hölle, sondern nur einen Himmel."

Streng genommen gelten die Nudelmonster in Deutschland gar nicht als Religion, sondern als "Gemeinnützige Körperschaft zur Förderung religiöser Zwecke". Der Religion war Nudlus sowieso nie so recht wohlgesonnen, spätestens seit in der Schule nur Ethik als einzige Alternative zum christlichen Religionsunterricht angeboten wurde. Auch ein streng gläubiger Muslim aus seiner Klasse habe dort mit dringesessen. "Unser Ziel ist es, die religiöse Bevormundung abzuschaffen", sagt er. Der oft zitierte Schutz religiöser Gefühle müsse auch für die Atheisten gelten. "Es gibt eben Leute, die glauben an die Evolution."

Bei der Demo "Dresden wird bunt" zogen Ende Juni auch die Dresdner Pastafaris durch die Stadt und hatten einige Mühe, sich optisch von der Piratenpartei abzugrenzen. Für den Oktober planen sie nun ihre erste regionale Nudelmesse, zu der dann auch Deutschlands Obernudel Bruder Spaghettus aus dem Nudelevangelium lesen soll. "Zeremonien und Liedersingen gibt es bei uns aber nicht", sagt Nudlus und schließt mit einem Gebet: "Fliegendes Spaghettimonster das Du bist im Himmel, geheiligt werden deine Anhängsel, Deine Piraten kommen, Deine Soße geschehe."

Henry Berndt
_____________

Zum Porträt der Woche "Haben Sie noch alle Nudeln im Topf, Herr Z*Arrgh*?", Magazin vom 10./11. September:

Ich fühle mich verspottet und tief verletzt

Am Ende des Beitrages drucken Sie ein "Gebet" ab, das dem "Vater unser" nachempfunden ist. Der junge Mann vergreift sich an einem heiligen Text. Würde er das auch so frech und fröhlich tun, wenn er wüsste, dass das "Vater unser" auf jüdische Gebetssprüche zurückgeht, sodass er nicht nur die Christenheit, sondern auch die Judenheit beleidigt? Und wo bleibt sein Mut, Suren des Koran genauso spöttisch zu verunglimpfen?

Herr Longus darf den Begriff Religionsfreiheit natürlich für sich als Freiheit von Religion verstehen, aber seine Religionsfreiheit endet an der meinen. Durch sein blasphemisches "Gebet" fühle ich mich verspottet und tief verletzt.

Ich antworte auf die Blasphemie mit dem Original und antworte: Geheiligt werde Dein Name.

Ansonsten gilt LK 23,34. [Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun! Anm. d. Red.]

Eva N., [bei Dresden]


Ich habe mir die Freiheit genommen, die Namen zu editieren, damit ich weiterhin Nudlus Longus bleibe und Adam nicht herausfindet, mit wem Eva jetzt zusammen ist.

Eine schöne Woche wünsch ich euch da draußen, genießt die Freiheit des Wochenendes, immerhin seid ihr im Gegensatz zu anderen keines Herren Knecht.
RAmen

Mittwoch, 21. September 2011

Päpstlicher als der Papst

Arrgh ihr Piraten,
Zurück aus der Sommerpause und in der Welt ist einiges passiert.
Nun bin ich kein Freund von Hiobsbotschaften, außerdem wird über Negativereignisse zu Hauf in den Medien kommentiert, weshalb ich diesen Teil einfach mal weglassse. Stattdessen mal was Neues: die Piratenpartei regiert jetzt in Berlin mit. Ich hätte mich sehr über eine passende Rede am 19. September gefreut, dem Talk-like-a-Pirate-Day. Ob es sich bei ihnen allerdings überhaupt um Glaubensbrüder handelt, versuche ich in den nächsten Tagen herauszufinden und vielleicht spricht in Zukunft ein gläubiger Pirat im Bundestag. Welch passende Überleitung zum nächsten Thema:
Der Papst (Papa Razzi) kommt auf ein Bier vorbei, redet ein wenig und schluckt nebenbei ein paar Millionen Euro. Genaue Zahlen rückt wie immer keiner raus, gehört habe ich von einer Schätzung auf 15 Millionen Euro. Wenn man bedenkt, dass eine Packung (500g) Nudeln 39Cent kostet, könnte man für die 15 Millionen Euro auch ganz gut Mittagessen. [ca 15.000.000 / ca 0,40 = 37.500.000 = 18.750.000kg] Von der Dunkelziffer kann man sicherlich noch eine passende Menge Soße beschaffen.

Der Papst kommt also nach Deutschland, nach Hause quasi. - Bisher nachvollziehbar, Heimweh ist menschlich und Bier schmeckt bei uns halt einfach besser als im Vatikan.
Der Papst spricht in Deutschland vor seinen Anhängern. - Auch gut, ICH würde zu Bobby Henderson gehen, wenn er mal zu Besuch käme.
Das ganze passiert in Konjunktion mit groß angelegten Umbauten und Sicherheitsvorkehrungen. - Muss halt sein, ist bei anderen bekannten Besuchern nicht anders.
Das ganze wird bezahlt von der Kirche. - Klingt erstmal super, es zahlt keine Gemeinde/Stadt, sondern die Kirche, für die ja die Gläubigen, also letztendlich nur die Zielgruppe, Steuern zahlt. Wer den Papst nicht mag, zahlt auch nicht. Schön wärs. Das marode Konstrukt, welches sich Kirche schimpft, finanziert sich schon seit Jahrzehnten nicht mehr selbst. Ein nicht unerheblicher Teil stammt in Deutschland von den einzelnen Bundesländern (allen voran Bayern. Überraschung!) und vom Staat Deutschland. Anders ausgedrückt: Wer Steuern zahlt, gibt dem Papst ein Bier aus. Diese (genau diese) Diskussion gabs dieses Jahr schonmal, man denke an die Kirchentage in Dresden.
Als i-Tüpfelchen kommt der Papst als Staatsoberaupt des Vatikans in den Bundestag und darf dort weiterreden. Einmal im Stadion vor ein paar tausend Menschen reicht vermutlich nicht, er muss auch noch vor der Versammelten Regierung sprechen. Genau hier (hier <--) wirds jetzt absurd-lustig. Der Papst im Bundestag geht nämlich nicht nur uns Piraten gegen die Nudel. Viele abgeordnete werden aus Protest nicht erscheinen, während andere mit dem Standpunkt "Der Papst vetreibt mich nicht aus dem Bundestag" auftauchen. Der Papst spricht also vor einer recht kleinen Zuhörerschaft, die ihm nur bedingt wohlgesonnen ist. Nun zur Pointe: Die lieben Damen und Herren aus der Regierung haben natürlich genügend Rückrad um das so stehen zu lassen, weshalb amtlich geprüfte Statisten die entstehenden Lücken füllen.
Wenn der Papst schon Gelder bekommt, dass die Nudelsoße ranzig wird und er im Bundestag sprechen darf, ist es dann noch Notwendig, tiefer in die Ursprünge des heiligen Stuhls vorzudringen? (s.a. Stuhlgang)

Abschließend möchte ich zu diesem Thema sagen: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. (Und wer nicht lacht wird Keelhauled)